Fünf Fünfkampf Fragen für das nächste Jahrzehnt

Die 2010er Jahre sind vorbei und waren für den Modernen Fünfkampf lebensrettend. Vor allem die Änderungen im Wettkampfreglement mit dem kombinierten Laufformat und dem Schießen mit der Laserpistole haben den Fünfkampf nicht nur als Zuschauersport attraktiver gemacht, sondern vor allem auch seine Existenz als Olympischen Sport (zunächst einmal) gerettet. Ganz nebenbei hat er sich dabei von seinen europäischen Wurzeln emanzipiert und ist global geworden. Dieses ist nicht nur am Medaillenspiegel bei den olympischen Spielen 2012 (erste Medaillen für China und Brasilien) und 2016 (erste Medaillen für Australien und Mexiko) abzulesen, sondern auch an den aktuellen Weltranglisten, in denen sich die sich die deutschen Athleten nichtsdestotrotz weiter in der Weltspitze halten und an den deutschen Olympiastützpunkten erfolgreich daran gearbeitet wird, dass dieses auch weiterhin so bleibt. Welche Geschichten werden wir uns im Jahr 2030 über die dann verflossene Dekade erzählen?

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Organisationskomitee der Olympischen Sommerspiele 1896 – Bulgarian Archives State Agency

1.) Werden wir Olympische Medaillen gewinnen?

2020 ist natürlich gleich zu Anfang der Dekade ein olympisches Jahr. Die Chancen für Tokio stehen zwar gut, doch gehört bei allem auch immer das notwendige Glück am Wettkampftag dazu. Leider ist das Bild des Modernen Fünfkampfes in der Öffentlichkeit stark von den wenigen Stunden Aufmerksamkeit während der olympischen Spiele abhängig. Positiv ausgedrückt kann aber ein Goldmedaillengewinn wie der von Lena Schöneborn als Aushängeschild Wunder für den Sport als Ganzes für viele Jahre bedeuten. Also: Daumen drücken und ein paar Freunde (nicht nur Fünfkämpfer) zum (Public) Viewing einladen und die Gelegenheiten 2020, 2024 und 2028 nutzen, um Werbung für unseren Sport zu machen!

2.) Wird sich der Laser-Run als eigenständige Sportart etablieren?

Auch wenn wir es uns selten selbst eingestehen, sind die Modernen Fünfkämpfer oft ein wenig neidisch auf den Erfolg ihrer ehemals soviel kleineren Schwester, den Biathlon. Sponsoren, volle Stadien, viele Stunden Fernsehübertragung und ein hoher Werbewert der Top-Athleten ist etwas, wovon Moderne Fünfkämpfer nur still träumen können. Dabei ist der Laser-Run nicht nur (fast) genauso spannend, sondern hat auch ein viel größeres Potential als ambitionierter Breitensport. Mit dem Start der ersten Deutschen Meisterschaft im Laser-Run im letzten Jahr in Nürnberg und einer deutlich verbreiterten Wettkampfserie für dieses Jahr sind die Hoffnungen jedenfalls groß. Was also gilt es zu tun?  Veranstaltet Eure eigenen Wettkämpfe, besucht die Eurer Freunde, gründet neue Abteilungen und Vereine, sprecht Athleten anderer Sportarten an und bringt Ihnen das Schießen bei!

3.) Überhaupt: wird sich der Moderne Fünfkampf in der Breite in Deutschland halten können?

Es gibt andere, hoch erfolgreiche Sportarten mit hohen Einnahmen, tollen internationalen Erfolgen und den dazugehörigen olympischen Medaillen aber ohne wirkliche Präsenz in der Breite wie zum Beispiel den Bob- und Rodelsport. Ich bilde mir jedenfalls ein, dass der Moderne Fünfkampf hier bisher noch ein wenig anders ist. Brauchen wir tatsächlich mehr als die Bundesleistungszentren in Berlin und Potsdam, mit ihren Sportschulen und den gut ausgebildeten Vollzeitrainern, um ausreichende Leistungen im Spitzensport auch für die Zukunft zu garantieren? Wahrscheinlich nicht wenn wir den Bob- und Rodelsport als Vorbild nehmen. Doch hat der Bob- und Rodelsport einen Wettkampf wie den Winterpokal in Uffenheim, in dem im letzten Jahr ehemalige Olympiateilnehmer in der Masters-Kategorie neben Minis in den Pool sprangen und um die Wette kraulten? Also zeigt Euren Respekt für die gute und meist ehrenamtliche Arbeit in der Fläche, damit diese schönen regionalen Wettkämpfe, die schon seit vielen Jahrzehnten existieren, auch noch das nächste Jahrzehnt überleben.

4.) Was bringen uns Technologie & Sportwissenschaft?

Der Moderne Fünfkampf hat sich im letzten Jahrzehnt tatsächlich als modernisierungsfähig erwiesen. Laser-Pistolen (und neuerdings Bluetooth Ziele mit Auswertungssoftware auf dem Smartphone) sind hier nur ein erster Schritt, kabelloses Fechten sollte eigentlich schon längst verbreiteter sein (wären da nicht die hohen Kosten und Fragen zu Standards in einem so kleinen Markt) und eine Smartwatch trägt ohnehin schon fast jeder am Arm. Was aber gibt es neues darüber, wie wir die neue Datenflut nutzen können, um tatsächlich besser und effektiver zu trainieren? Glücklicher Weise geht der neue Trend in der Trainingswissenschaft dahin, die gelebte Praxis, die der Wissenschaft oft meilenweit voraus ist, besser in die Forschung zu integrieren, um zu sehen, was wirklich funktioniert und vor allem zu erklären warum. Führend sind hier die Norweger in den Wintersportdisziplinen, die die enge Verzahnung von Sportwissenschaft und Spitzensport vorleben und die entsprechenden Erfolge nachweisen können. Fazit für uns Fünfkämpfer: ruhig mal über den eigenen Zaun schauen und sehen, was die anderen so machen (zum Beispiel Biathleten).

5.) Gibt es da nicht auch noch das Internet, dass uns helfen könnte?

Sportwissenschaftler tauschen sich konstruktiv und direkt zu den neuesten Entwicklungen über Twitter aus, begeisterte Läufer, Schwimmer und Triathleten abonnieren ihren Lieblingspodcast aus einer reichhaltigen Auswahl an Angeboten für noch so spezielle Zielgruppen und altmodische Blogger schreiben gehaltvolle und vertiefende Beiträge zu allen nur erdenklichen Themen des jeweiligen Sports während hochqualitative Lehr- und Lernvideos oftmals frei über die bekannten Video Plattformen verfügbar sind. Für den Modernen Fünfkampf allerdings herrscht vorwiegend Stille im großen Raum des Internets. Ich jedenfalls kenne weder einen aktuellen und regelmäßig aktualisierten Blog noch einen einzigen Podcast zum Thema Moderner Fünfkampf (weder hier in Deutschland noch international). Während sich die nationalen und internationalen Verbände zwar um eine Web-Präsenz bemühen fehlen sowohl die technischen als auch die „Fan-Blogs“. Dabei ist das Internet gerade für seltsame Sonderinteressen und Randsportarten ein ideales Forum. Auch hier mein persönliches Fazit: ich danke jedem einzelnen Leser meines Blogs für Euer Interesse und freue mich jedes mal darüber, dass ich vielleicht doch nicht ganz allen auf dieser Welt bin. Gleichzeitig ermutige ich Euch, mit eigener Stimme selbst hinaus zurufen, zu kommentieren, mir zu widersprechen oder es einfach besser zu machen.

Alles Lesern ein frohes neues Jahrzehnt, Gesundheit, Zufriedenheit und mögen all Eure sportlichen Wünsche in Erfüllung gehen.

 

 

 

 

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