Die Liebe zum Sport in Zeiten von Corona

  1. In Deutschland sind bis November dieses Jahres mehr über Hundertjährige an Covid-19 gestorben als unter 40 Jährige
  2. Während Alter das vorrangige Todesrisiko ist, sind die anderen (und wohl nicht ganz unabhängigen) Risikofaktoren vor allem schwere Krankheiten (z.B. ein kürzlich diagnostizierter Krebs) und der altbekannte Risikofaktor für alle anderen Zivilisationskrankheiten, die Insulinresistenz (Diabetes, hoher Blutzucker, Übergewicht) — schützend hingegen sind ein hoher Vitamin D Spiegel (Sonne und frische Luft, Räuchermakrelen mit Pfeffer) und eine hoher Fitnessgrad 
  3. Unangenehmerweise korrelieren diese Risikofaktoren weltweit invers mit sozialem Status und finanziellem Wohlstand (arm = höheres Risiko) 
  4. Die Covid-Maßnahmen seit März haben diese Ungleichheit noch verstärkt – die meisten Wohlhabenden sind Netto-Profiteure der Anti-Corona Maßnahmen. Sie sparen sich das Pendeln ins Büro und viele nutzlose Meetings, verbringen mehr Zeit mit der Familie, essen leckere, selbstgemachte Mahlzeiten statt industriellem Kantinen-Food, lernen Trigonometrie mit ihren Kindern und haben trotzdem noch mehr Zeit zum Netflix schauen (währenddessen ihre Aktiendepots und der Immobilienbesitz ganz von alleine wertvoller werden)
  5. Und jetzt auch noch der Sport. In der alten Zeit schmückten sich vor allem Politiker mit ihm gerne in blumigen Worten: am schönsten im Verein, gesellschaftlich ach so wichtig als Schule der Demokratie und Instrument der Integration über alle Herkunft und Schichten und wertvoll für die Volksgesundheit. In Corona Zeiten allerdings ist der Vereinssport verzichtbar und wenig systemrelevant im Gegensatz zu Schule, Karstadt in der Einkaufszone und Profifußball ohne Zuschauer. Das Training ist abgesagt, Wettkämpfe finden keine statt und die Kinder und Jugendlichen sind alleine auf sich gestellt, wenn sie sich denn bewegen wollen. Die Vereine verlieren Mitglieder und damit auch ihre finanzielle Basis (während individuelles Reittraining außerhalb des Vereins natürlich weiter angeboten wird)
  6. Auch bei einem möglichst baldigen Neustart des Vereinssports bliebe ein fahler Nachgeschmack. Im Gegensatz zu so vielen anderen Lebensbereichen, in denen Covid als Katalysator für positive Veränderungen dient, fürchte ich, dass wir auf dem bisherigen Weg zu lebenslangem Sport im Verein viele Individuen durch die Covid Maßnahmen verloren haben. Vor allem aber fürchte ich, dass der organisierte Vereinssport – wenn wir unser Bekenntnis zu seiner gesellschaftlichen Relevanz aufgeben – wieder zu einem Minderheiten Hobby für Gutsituierte wird und die (auch gesundheitliche) Ungleichheit in der Gesellschaft weiter verstärkt 

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