Das Training im Modernen Fünfkampf ist ein Paradebeispiel für Allokation bei begrenzten Ressourcen.
Selbst der hauptberufliche Athlet kann nur eine begrenzte Anzahl von Stunden pro Woche (je nach Sportart etwa 20 bis 40) trainieren: mehr geht nicht ohne die für den Trainingseffekt notwendige Regeneration zu gefährden.
Der Fünfkämpfer nun muss diese Zeit auf mehrere Disziplinen aufteilen. Während der professionelle Schwimmer also in der Regel etwa 60 bis 90km schwimmt, kann der Fünfkämpfer dieses nicht darstellen, ohne die restlichen Disziplinen zu vernachlässigen.
All diese Betrachtungen gelten natürlich auch für den ambitionierten Hobbyisten und Amateur, wobei dieser lediglich weniger Stunden zu verteilen hat.
Während alle Welt auf der Suche nach Abkürzungen und Life-Hacks ist, gibt es diese im wirklichen Leben natürlich nicht. Oder doch?
Wo liegt das Problem?
Womit wir beim Schwimmen und der Unzufriedenheit mit dem traditionellen Trainingsdogma wären. Hierzu nur ein kleiner Vergleich zwischen Läufern und Schwimmern, wobei wir die Vergleichbarkeit der Distanzen durch Multiplikation mit dem Faktor vier herstellen. Ein 100m Schwimmer (derzeitiger Weltrekord von Cesar Cielo mit 46,91s) entspricht also einem 400m Läufer (derzeitiger Weltrekord von Wayde van Niekerk mit 43,03s).
Hier nun ein typischer Trainingszyklus für einen Sprinter am Beispiel von Alexander Popov, dem Olympia Goldmedaillengewinner über 50 und 100m Freistil in Barcelona. Seine 40 bis 60km/Woche entsprächen einer Laufdistanz von 160-240km, deren Logik sich keinem seriösen 200m/400m Läufer erschließen würde (und welche selbst das Maß im Marathontraining übersteigt).
Was ist USRPT?
Als Reaktion darauf hat das Ultra-Short Race Pace Training (USRPT) in letzter Zeit an Popularität gewonnen. Entwickelt von Brent Rushall, einem Sportphysiologen an der San Diego State University, baut sein Konzept auf der Spezifität im Training: wer im Wettkampf kurz und schnell schwimmen möchte, sollte auch ausschließlich so trainieren. (d.h., kürzere Einheiten nur mit Wettkampf-spezifischen Geschwindigkeiten).
Grau, teurer Freund, ist alle Theorie und grün des Lebens goldner Baum. Eine schöne, neue Trainingstheorie ist daher nur so gut wie ihre Ergebnisse. Glücklicherweise gibt es Michael Andrew, der seit Jahren von seinem Vater außerhalb des dominierenden College-Systems nach den Prinzipien des USRPT trainiert wird und damit über 100 Jugendrekorde (viele davon von Michael Phelps) gebrochen hat, mehrfacher Juniorenweltmeister und mit 17 Weltmeister auf der Kurzbahn über 100m Lagen geworden ist.
In einem freundlichen Podcast erzählt er nicht nur von seinem USRPT-Training sondern auch nette Anekdoten aus seinem jungen Leben.
Was bedeutet diese praktisch für den Fünfkampf?
Wie sähe also eine (illustrative) USRPT Einheit am Beispiel der 200m Freistil im Modernen Fünfkampf aus:
- Definition der Zielzeit/Bestzeit: 2:20s/200m
- Intervall: Gesamtdistanz geteilt durch vier, d.h. 50m
- Zeit: Zielzeit durch vier, d.h. 35s/50m
- Pause: 15-20s
- Gesamtserie: Wettkampfdistanz (hier 200m) mal vier, d.h. 800m oder 16 x 50m
- Abbruch: Wenn die Zielzeit überschritten wird, ein Intervall aussetzen; bei dreimaligem Überschreiten Abbruch der Trainingseinheit
Neben den spezifischen Vorteilen muss sich der Fünfkämpfer im Gegensatz zum Schwimmer auch keine Sorgen um die aerobe Grundausdauer machen, da diese durch das Training in den anderen Disziplinen, vor allem im Laufen. ausreichend trainiert wird.
Während die reine USRPT-Lehre hier manchmal etwas dogmatisch erscheint (kein Auf- und Abwärmen, kein langsam Schwimmen, kein Landtraining) ist Michael Andrew hier pragmatischer: über dem 25m Pool zu Hause hängen Klimmzug-Stange und Ringe (also doch Krafttraining) und nach der morgendlichen Einheit im Becken geht er regelmäßig 3 bis 6 Stunden Surfen (also doch Arbeit an der Grundausdauer, wenn auch nicht im Becken) bevor er Abends eine zweite Einheit einlegt.
Mein Fazit
Auszuprobieren
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