The Pentathlon Papers: It’s a Laserworld

Back to the world of Modern Pentathlon and obscure scientific papers on this most peripheral of research topics. I have a google scholar alert for anything new that gets published on Modern Pentathlon and I am very happy indeed if there is anything at all that gets published every few months. This time, it was not Korean or Chinese but Belarusian/Polish and asked the obvious question:

  • If the overall results – as I have also previously written about – are so dominated by the Laser-Run contributing to 55% for the overall results as calculated by the authors, why do we not spend more time in training on it?

Indeed, the authors design a program for female top athletes to spend more time in the pre-competition phase on the Laser-Run in training and to no surprise, it actually paid off with better results:

I leave you with two questions, one for the National Federations and one for those concerned with practical questions concerning coaching development athletes:

Dear National Federations,

  • How come we know exactly how endurance athletes, sprinters, biathletes, rowers and all kinds of other athletes spend their time but we have (at least to my knowledge) no quantitative, published data on how Modern Pentathletes train – this seems to be very low hanging fruit for any sports scientist who wants to just get going on establishing a track record to be the world leading authority on this (still) Olympic discipline and I am sure that many a National Federation would be happy with granting access. In my view, this would be an absolute prerequisite for critically assessing training resource allocation questions

Dear Development Coaches,

  • The Laser-Run only is introduced starting for U17 competitions but selection into Modern Pentathlon programs starts earlier and is often based on swimming performance. Unfortunately, many swimmers do not like to run and after some early success get increasingly frustrated as the Laser-Run starts to dominate. Should we put a stronger focus on cross-over athletes from track instead?

Geld oder Leben – Modelle für die Spitzensportförderung im Modernen Fünfkampf

„Never let a good crisis go to waste“ ist ein (wohl fälschlicher Weise Winston Churchill  zugeschriebenes) Zitat, das ausdrücken soll, das grundsätzliche Veränderungen manchmal nur nach einer Krise möglich sind.

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Ob sich die Spitzensportförderung im Moderne Fünfkampf in Deutschland wirklich in einer Krise befindet oder alle nur reflexartig nach mehr Geld fragen, sei dahin gestellt. Jedenfalls muss eine Krise nichts Schlechtes sein, da sie es ermöglicht, dringend notwendige Veränderungen durchzusetzen.

In meinem Bemühen, bei anderen nach Inspiration für solche Veränderungen zu suchen, bin ich auf zwei konkrete aber sehr unterschiedliche Modelle gestoßen:

  1. Den Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) mit unter 7,000 Mitgliedern im Jahr 2016 im Vergleich zum 115,000 Mitglieder zählenden Deutschen Verband für den Modernen Fünfkampf (DVMF). Beim BSD sprudeln nicht nur die Medaillen bei Olympia sondern auch die Gelder von Sponsoren und aus der Vermarktung der Fernsehrechte
  2. Das Norwegian Olympic and Paralympic Committee and Confederation of Sports, dem Norwegischen Spitzenverband des Sports. Als Land mit nur 5,2 Millionen Einwohnern hat Norwegen nicht nur die Medaillenwertung bei den Olympischen Winterspielen 2016 vor den Deutschen gewonnen. Sie haben dieses mit beeindruckenden 7,33 Medaillen pro einer Million Einwohner im Vergleich zu Deutschland mit „nur“ 0,38 Medaillen geschafft.

Als Empfehlung für diejenigen die sich ein wenig tiefere einlesen wollen hier dazu ein paar Artikel (und Quelle der Zitate weiter unten) sowie (m)eine Zusammenfassung:

Erfolgsfaktoren des BSD Modell: Großes Kino für Fernsehen und Sponsoren

  • Schaffung effizienter und professioneller Managementstrukturen (inklusive Putsch gegen etablierte Verbandsfürsten)
  • Bessere Inszenierung für Sponsoren (attraktive Sportstätten mit VIP Logen, zusätzliche Events wie Mitfahrgelegenheiten im Bob, an Formel 1 angelehnte Start Ampel), womit so große Namen wie Deutsche Post, Viessmann, Gazprom, Bauhaus und Liqui Moly angezogen werden konnten
  • Anpassung an Bedürfnisse der Fernsehsender (flexible Startzeiten, Wetterunabhängigkeit, Fußball-freie Zeit, Werbeflächen) mit positiver Rückkoppelung auf Attraktivität für Sponsoren

Leider fehlt mir eine tiefere Einsicht, wie hier neben den unstrittigen wirtschaftlichen Erfolgen die sportlichen sicher gestellt werden können. Doch bei einer so teuren und Technik-intensiven Sportart wie dem Bob- und Schlittenfahren helfen finanzielle Ressourcen sicher eher.

Erfolgsfaktoren des Norwegischen Modells: Breite Basis, Bescheidenheit und selbstständige Athleten-Persönlichkeiten

  • Sehr wenig Geld in der Spitzensportförderung für ein so reiches Land: “We get about the same as Britain spends on just its rowers and canoers [for the entire Summer and Winter Olympics]. Our athletes can’t get by on the grants we give them so they have to work. They are carpenters, plumbers, teachers, students.” Kristin Kloster Aagen, Vice-president of the Norwegian Olympic Committee
  • Stattdessen Fokus auf breite Partizipation auf allen Leistungsstufen über lokale Sportvereine, von denen es etwa 12,000 gibt und in denen 93% aller Kinder- und Jugendlichen engagiert sind. Betonung von gemeinsamer Freude am Sport und Persönlichkeitsentwicklung mit dem Versuch, niemanden auf dem Weg zu verlieren und kooperatives Verhalten zu fördern. „We believe there is no good explanation for why you have to be a jerk to be a good athlete. We just won’t have that kind of thing on our team.” Kjetil Jansrud, Silber- und Bronzemedaillengewinner Winterolympiade 2016
  • Förderung der Persönlichkeitsentwicklung hin zu unabhängigen, starken und „erwachsenen“ Spitzenathleten. „People [in countries such as the US] are having a discussion about specialization at 6, 7 and 8, which is an absurd discussion in Norway. It’s not like [Norwegian children] are not spending a lot of time in sport. They’re very physically active. They’re just practicing different things. They get a much broader base technically and physically than if they specialize early. There’s a 10-year high intensity period [in elite development]. If you specialize from ages 7 to 17, you might not ever get that level. If you do it from 17 to 27, you peak at the right time.” Johann Olav Koss, viermaliger Goldmedaillengewinner bei Olympia

Bedeutung für den Modernen Fünfkampf

Was können wir also aus den Beispielen für den Modernen Fünfkampf lernen? Hier mein persönliches Fazit:

  • Der Sport des Modernen Fünfkampfes selbst ist attraktiv und durch die Reformen auch für Zuschauer noch attraktiver geworden, hat also Vermarktungspotential (also ähnlich dem Bob- und Schlittensport)
  • Das Vermarktungspotenzial ist jedoch völlig unausgeschöpft, gerade was die Möglichkeit für eine leicht elitäre Positionierung als ehemaliger Offiziersport für Sponsoren angeht. Emil Beck und Mercedes im Fechten, UBS im Segelsport, Engel & Völkers im Polosport sind nur einige Beispiele, die zum Nachdenken anregen können
  • Ob ein höherer Grad der Professionalisierung und ein größerer Erfolg darin, Geld einzuwerben, wirklich das Ziel des DVMF sein soll, ist eine unabhängig zu stellende Frage (ich bin jedenfalls ein Fan des derzeitigen relativ kommerzfreien Umfeldes)
  • Norwegen zeigt das (mehr) Geld nicht einmal notwendig ist. Gerade für eine Nischensportart ist eine bessere Förderung in der Breite unersetzlich, um die wenigen Athleten, mit denen wir anfangen, nicht auch noch auf dem Weg zu verlieren. Die Förderung in der Spitze ohne die Breite zu vergraulen mit zentralen Angeboten an die Peripherie statt eines Wettbewerbsdenkens unter den bestehenden Leistungsstützpunkten gehört für mich ebenso dazu, wie ein Überdenken der Spitzensportförderung nach der Zeit auf der Sportschule und außerhalb von Polizei und Bundeswehr. Gerade in einer so viel Eigenverantwortlichkeit abfordernden Sportart wie dem Modernen Fünfkampf gibt es sicherlich viele, deren Lebenstraum über die aktive Sportlerkarriere hinaus nicht notwendiger Weise darin besteht, Soldat oder Polizist zu werden

 

Top 5 Gründe für den Modernen Fünfkampf – Eine kleine Leseliste

  1. Seine kulturelle Irrelevanz ist sein Reiz – es gibt nichts menschlicheres, als etwas rein spielerisches aber hochkomplexes ohne (a priori) Sinn so richtig ernst zu nehmen
  2. Der perfekte Athlet – altmodisch aber immer noch wahr, denn kein anderer Sport nutzt so viele verschiedene Fakultäten des menschlichen Körpers und Gehirns. Andere Mehrkämpfe können hier nicht mithalten (zum Beispiel Triathlon als reiner Ausdauer Sport oder Mehrkämpfe in der Leichtathletik ohne das taktische Element im Fechten und die Feinmotorik/Präzision des Schießens)
  3. Ideal für Kinder und Jugendliche – für eine langfristige Sportlerkarriere ist frühe Spezialisierung weder hilfreich noch notwendig (und mehr als nur ein Sport besser)
  4. Schießen mit der Laser Pistole ist einfach cool. Außerdem hat die Einführung der Laser Pistole die Einstiegshürden für den Modernen Fünfkampf erheblich gesenkt (Schießen jetzt im Stadion und sogar in der Schule möglich) und hat den Reiz für Zuschauer erhöht
  5. (Fast letzte) kommerzfreie Zone – niemand betreibt Modernen Fünfkampf, um damit reich zu werden. Dafür gibt es noch echte Amateure und eine unvergleichlich freundliche Familienatmosphäre in der selbst Topathleten und Trainer auch für Normalos ansprechbar sind und versuchen zu helfen